aufnamen der Christen deudsch und christlich ausgelegt durch G e o r g i u m W i c e l i u m. Witzel tritt grundsätzlich für die Verwendung von Heiligennamen ein. Dabei kommt es weniger auf die Etymologie der Namen an, als daß man sich den betreffenden Heiligen als Vorbild vor Augen stellt. Namen wie Anastasius, Valerius, Cyprianus oder Fabianus sind einem Wolff, Ebert, Utz, Cuntz oder Fritz vorzuziehen. „Die Deudsche namen verwerffe ich nicht, wiewol sie nach der Heidnischen Barbarey fast schmekken, aber die Namen, welche die heilige menschen Christlicher Religion anfenglich gefüret haben, lobe ich. Dieselbigen sind entweder Ebreisch oder Griechisch oder Latinisch. Und solche kan man verstehen und gewis wissen, was ein jeglicher in seiner Sprache sey oder bedeute, welchs man in den Barbarischen namen mit mühe errathen mus, und dennoch oft weit vom Zil fehlet.” Er beschränkt sich daher auf die Erklärung der fremden Namen. Protestantisch ist dann wieder: Namenbüchlein, das ist Erklerung fast aller Mans vnd Weiber Namen jetziger zeit breuchlich. Durchc Z a c h a r i a P r e t o r i u m, Prediger zu Eissleben. Auch hier sind vor allem die griechischen und lateinischen Namen erklärt, außerdem aber viele deutsche, wobei sich einiges Richtige, aber auch viel Falsches findet. Es gibt kaum ein Quellenwerk, das die Deutung der Flur-, Orts-, Personen- und Familiennamen in einer befriedigenden Form wissenschaftlich abhandelt. Die onomastische Literatur ist zumeist veraltet und daher bei neueren Forschungen eher als Hilfsmittel zu verstehen. Diese Gebiete sind Hilfswissenschaften und bei Sprachforschern mehr oder weniger Nebendisziplinen. Die heutzutage in Fernsehen, Rundfunk und Presse zahlreichen Abhandlungen über die Deutung von Familiennamen lassen die Vermutung zu, daß die angeblichen Forscher oder Autoren sich veralteter oder fragwürdiger Quellen bedienen. Mit dem Ergebnis nicht weniger Fehldeutungen, weil man sich nicht die Mühe machte, die bereits veröffentlichten Forschungen kritisch unter die Lupe nehmen. (Mit anderen Worten: "Man hat einfach unkritisch abgeschrieben"). Hinzu kommt noch ein nicht zu unterschätzendes Manko, das fehlende oder geringe Interesse an genenealogischen Fakten.
Die meisten Deutungen, insbesondere der Familiennamen, beruhen auf Forschungen vor 1900. Also einer Zeit, die nicht durch politische Umwälzungen großer Wander-, Flucht- oder Vertreibungsereignisse geprägt war.

