Herkunftsnamen: 

Alt ist die Koppelung von Vornamen und Herkunftsnamen durch  ein von (Heinrich von Braunschweig > Heinrich Braunschweig).  Sie wird nur vom Adel weitergepflegt, hält sich aber in den  Randgebieten, in der Schweiz und in den Niederlanden (von Greyerz, van Wijk). Bildungen auf das Suffix -er (Heinrich Braunschweiger) sind auf Fügungen der Art »Heinrich der Braunschweiger« zurückzuführen und kennzeichnen den Namensträger als Bewohner des Ortes. So treten auf: Städte  und kleinere Orte (Scheuringer zu Scheuring/Obb.), Landschaften (Allgäuer), Stämme (Bayer, Böhm 

Wohnstättennamen:

Innerhalb kleinerer Städte und Dörfer ist es heute noch üblich, Personen weniger nach ihren bürgerlichen Namen als nach dem Haus, aus dem sie stammen, zu bezeichnen. (Den Kreuzbauern Ludwig nach dem Hofnamen Kreuzbauer; der Hof, an dem ein Kreuz steht. Auf diese Weise sind sehr  viele Namen, die ursprünglich an einem Hof oder einem  Geländestück hingen, zu Familiennamen geworden,  z. B. Berger (zu Berg), Gasser, Geßner (zu Gasse), Lindner (zu Linde), auch Tiernamen (nach Häusernamen Zum Bär, Zum Löwen: früher  hatten in der Stadt alle Häuser einen Namen. Heute nur noch gelegentlich  bei Gaststätten).                                                                     

Berufsnamen:                                                                                   

Da sich der Beruf meist vom Vater auf den Sohn weitervererbte, sind die Berufsbezeichnungen als  Familiennamen von hervorragender Bedeutung.  Unsere häufigsten Namen: Maier (Vorsteher auf einem  grundherrl. Gutshof), Huber (Erblehenbauer, Lehmann  (besitzt ein Lehengut) sowie Bauer stellen versch. soziale und geograph. Differenzierungen des häufigsten Berufes  überhaupt dar.

Übernamen:

Hervorstechende körperliche und geistige Eigenschaften des  Menschen wurden immer schon zu Beinamen verwendet. So sind Familiennamen wie Lang, Kurz, Weißhaupt, Ehrlich, Zänker nicht selten. Dazu gehören auch aus mehreren Gliedern  bestehende »Satznamen« , bei denen satzartige Gebilde zusammengefaßt wurden: z. B. Suchenwirt ('sucht den Wirt'),  Hablützel (`habe wenig') oder Thugut.

Geographische Besonderheiten:

Die deutschen Familiennamen zeigen eine deutliche geographische Schichtung und zwar nach der Lautgeographie:  was im Süden  Miller, ist im Md. Müller und im Nd. Möller;        
-  der Wortgeographie:   entsprechend Hafner/Töpfer/Pöttner;
- der Bildungsweise: Die Namen auf -sen vom Typ Wilhelmsen oder Friedrichsen gibt es hauptsächlich im Norden (seltener im Südwesten), ostmd. ist der bloße Name Wilhelm, im Südosten ist Wilhelmer verbreitet;
- nach dem Benennungsmotiv:  Wohnstättennamen sind in Westfalen, im Schwarzwald und den Alpen (Hofsiedlung) häufig, Süddeutschland bietet wegen seiner entwickelten mittelalterlichen Stadt-  und Handwerkerkultur verhältnismäßig viele Berufsnamen;
- auch die Vornamen besitzen eine gewisse geographische  Gliederung: z. B. mied der protestantische Norden die »jesuitischen« Namen Xaver und Ignaz,  genausowenig gibt es einen bairischen Ulf, Detlev oder Uwe.
Lokal besonders verehrte Heilige haben Auswirkungen auf die Namengebung der Gegend: Ulrich im Augsburger Raum, Kilian in Franken, Emmeran um Regensburg. Herrscherhäuser wirken ähnlich: Rupprecht und Luitpold in Bayern, Friedrich, Wilhelm, Charlotte und Luise in Preußen, Balduin in Flandern
.


Die Namengattungen und Besonderheiten

Die wichtigsten Hauptgruppen und Untergruppen.

1.  Vornamen, Taufnamen; patronyme, metronyme. Germanische Namen. Fremdnamen. Mischformen.
2.  Herkunftsnamen. Stammeszugehörigkeit nach Land oder Landschaft.
3.  Namen nach der Wohnstätte, Hofnamen, Ortsnamen.
4.  Namen nach Stand und Beruf.
5.  Übernamen, indirekte Berufsnamen, Namen nach der Verwandtschaft, körperlichen Kennzeichen, Tages- und Monatsnamen, Jahreszeiten, Satznamen.


Besonderheiten zu den einzelnen Gruppen.

1.  Geographische Schichtung.
2.  Latinisierungen und ähnliche Umgestaltungen.
3.  Slawische und andere fremde Namen.
4.  Appellative.

Auf dem flachen Land dauert die Entwicklung zum festen  Familiennamen sehr viel länger: 
So zwingt NAPOLEON den Friesen erst um 1811 einen Zunamen  auf, und den Juden werden vom Ende des 18. Jhs. an ebenfalls Familiennamen verordnet. Die Weigerung der Ostjuden, eine  solchen anzunehmen, liefert sie der Willkür der namengebenden Kanzleibeamten aus: Veilchenduft, Sternenfels,  Morgentau sind die Resultate.
Daß aus ursprünglichen Beinamen erbliche Familiennamen  wurden, kann folgende Gründe haben: 1037 hatte ein Gesetz Konrads II. dem Adel die Erblichkeit  und Unentziehbarkeit der Lehen zugesichert. Damit wurden die Wohnstätten, die der Adel als Beinamen führte (Berthold von  Zähringen), auch erblich und zum Namen der Sippe.                                                   
Haus, Hof, Beruf, Amt des Vaters gingen in der Regel auf den Sohn über, so daß ein Beiname, der sich darauf bezog, auch weiter verwendet und allmählich fest wurde.                   
Romanischer Einfluß: in Oberitalien, das in der Entwicklung der Städte voranging, sind schon im 8 Jh. Familiennamen nachzuweisen; in Deutschland wirkte vor allem das französische Vorbild.
Eine entscheidende Rolle spielte die kommunale Verwaltung, die ohne feste Familiennamen allmählich nicht mehr auskam.

Als hauptsächlichste Bereiche, aus denen  Familiennamen sich ableiten, sind zu nennen:

Vornamen:

Andresen, Petersen  enthalten die Vornamen Andreas und Peter  sowie ein aus Sohn abgeschwächtes Suffix -sen. Bei Behrends, Carstens ist das Wort Sohn geschwunden, aber man merkt am Genitiv -s, daß hier ursprünglich eine Bildung  wie Bernhards Sohn oder Carstens Sohn vorgelegen hat. Auf  schwache Genitivbildung deuten Namen wie Wolfen (zu Wolf),  auf latinisierte Genitivformen Namen wie Caspari. Wenn das Genitivzeichen weggefallen ist, bleibt der bloße Rufname als  Familienname (Otto Werner). In sehr vielen Namen stecken Vornamen, auch wenn es auf den  ersten Blick nicht zu erkennen ist, z. B. in Siefert, wo  sich ein alter Siegfried bewahrt hat, oder in Appelt, in dem sich Albrecht verbirgt.

Auch Rufnamen mit Ableitungssuffixen sind  möglich: 
-er:  Wilhelmer, Lexer (zu Alex); -ing:  Henning (zu Hans), Uhlig (zu Ulrich); Diminutivendungen auf -el und -ke: HänseL (zu Hans), Künzel (zu Konrad), Hartke (zu Hartmut), Henneke (zu Hans).

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